(19) Das Kriegsende in Marbeck

Meine Mutter berichtet:

An einem wunderschönen Frühlingstag, wie er im März selten ist, 28. März 1945, marschierten englische Truppen in Marbeck ein. An diesem Morgen hörte man die Artillerie, die aus Richtung Raesfeld schossen. Als die deutschen Soldaten das hörten, packten sie ihre Sachen wie zum Beispiel Feldküchen, Waffen und zum Teil ihr Eigentum ein und zogen langsam ab. Gleich am Mittag hing mein Vater die weiße Fahne aus. Gegen 16.00 Uhr kamen dann die feindlichen Soldaten und durchsuchten unser ganzes Haus und die Scheune. Zwei Soldaten, die sich in einer Scheune versteckt hatten, wurden gefangen genommen. Die deutschen Soldaten wollten kurz vor ihrem Abmarsch einen Wagen Munition, der ihnen gehörte, in die Luft sprengen. Mein Vater ließ das aber nicht zu, da er Angst hatte, dass die Engländer das hörten und uns deswegen beschießen könnten. Als die feindlichen Truppen dann kamen, nahmen sie die Munition mit. Bis zum Ostersonntag verlief alles ruhig. Wir Marbecker mussten damals noch nach Borken zur Kirche gehen. Da diese aber völlig von Bomben zerstört worden war, hielten wir am Ostertag die Messe bei unseren Nachbarn in der Diele ab. Bei dem Durchzug durch unser Dorf ist kein Schuss gefallen.
(Josef Baumeister)