"...
Ich war auf der Suche nach der verlorenen Geilheit des Rennfahrens, und dieser brave Achtzylinder brachte nichts davon zurück.
Das Gefühl, fehl am Platz zu sein, war überwältigend. Ich mußte mich überwinden, wenigstens ein paar Runden zu fahren, um Zeit zu gewinnen. Scheinheilig kam ich sogar an die Box, um irgendeine Kleinigkeit verstellen zu lassen, und fuhr wieder raus, aber es nützte nichts: Ich hatte in einem Rennauto nichts mehr verloren. Keine Liebe, kein Feeling, alles war abgestorben. Also stieg ich aus, ging zu Bernie:
"Ich mag nimmer, will nimmer, kann nimmer. Ich hör' auf."
Wie wichtig ich auch für ihn gewesen wäre, ein Mensch wie Bernie Ecclestone kapiert solche Dinge sofort, da braucht es keine langen Diskussionen. Er sagte sogar:
"Es ist eine große und gute Entscheidung."
Innerhalb von Sekunden stornierten wir unseren großartigen Vertrag. Dann ging er daran, den zu erwartenden Medienwirbel in Bahnen zu lenken und einen Ersatzmann aus dem Hut zu ziehen.
Bernie wollte mir Zeit zum Abhauen geben und dann erst die offizielle Mitteilung rauslassen. Ein paar Journalisten witterten aber die Sache und stöberten mich im Hotel auf, als ich die Klamotten zusammenpackte. Ich sagte ihnen natürlich die Wahrheit. Es war auch jener Satz dabei, der zum meistzitierten meiner Laufbahn wurde:
Ich will nicht mehr blöd im Kreis herumfahren.
Das gab exakt mein Gefühl in jenem Moment wieder, keine Frage.
Losgelöst von Umstand und Zeitpunkt, erhielt der Satz aber was Allgemeingültiges, das ich nicht im Sinn hatte: Ich wollte nicht den ganzen Rennsport für blöd und unnötig erklären. Ich wollte nicht meine damit zugebrachten Jahre entwerten, als wäre mein ganzes Berufsleben verschwendete Zeit gewesen.
Keine Rede davon: Der Rennsport allein hatte mich dorthin gebracht, wo ich nun stand, erfolgreich und fit für ein aufregendes Unternehmen. Das ist bei meinen ersten Statements unter den Tisch gefallen, weil ich einfach nur den Moment ausdrückte: Hier und jetzt, im September 1979 in Kanada, war dies nicht mein Sport, er interessierte mich nicht mehr.
Mich interessierte nur noch die Fliegerei.
..."
Die zweite "Karriere": Lauda Air
Zu Gast bei Ferrari (Jean Todt, lks.)
Quelle: "Das Dritte Leben", Niki Lauda, Heyne Verlag, ISBN 3-453-13880-5, S. 50/51
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